Wer schon einmal in Rom oder in Amatrice unterwegs war, hat sicher schon einmal Spaghetti all’Amatriciana oder Bucatini all’Amatriciana probiert. Das Originalrezept stammt aus Amatrice, es wird seit langer Zeit jedoch auch in Rom mit Vorliebe gekocht, da die beiden Orte schon immer sehr eng miteinander zu tun haben. Im Sommer 2017 wurde das Originalrezept der Amatriciana sogar als Kandidat für das Unesco Weltkulturerbe aufgestellt. Man darf also gespannt sein! Vielleicht brutzelt demnächst ein Weltkulturerbe in unserer Pfanne, wer weiß? 🙂
Update: Die Amatriciana darf seit dem 13.3.2020 offiziell den Zusatz “STG” (=Specialità Tradizionale Garantita), also “garantierte tradizionelle Spezialität”, tragen. Dieser Titel wird von der EU verliehen und krönt nun schon insgesamt 78 italienische Spezialitäten.
Offizieller Titel hin oder her, eines steht fest: dieses Gericht schmeckt trotz oder gerade wegen seiner Einfachheit unnachahmlich gut und ist es wert ausprobiert zu werden.

Inhalt
Die richtige Pasta für die Amatriciana
Das Originalrezept aus Amatrice sieht rigoros Spaghetti vor, in Rom dagegen werden in vielen Restaurants tendenziell eher Bucatini als Pasta verwendet. Auf jeden Fall soll es eine lange Pastasorte sein, keine kurze, darin sind sich alle einig. Wenn man doch einmal keine lange zur Hand hat, dann, auch hier ist man derselben Meinung, kann man auch noch Rigatoni verschmerzen. Wer im italienischen Restaurant sitzt und Dinge wie Penne oder Tortellini all’Amatriciana auf der Speisekarte sieht, kann davon ausgehen, dass der Chef in der Küche steht und betet, dass niemand aus Amatrice seine zweifelhaften Kochkünste auf der Karte entdeckt und wild schimpfend in die Küche stürzt 😉
Ganz wichtig – hier sind sich ebenso alle einig – ist natürlich die Qualität der Spaghetti bzw. Bucatini. Warum eine super Soße zubereiten und diese dann mit minderwertigen Nudeln versauen? Nimm eine gute Pasta, z.B. aus Gragnano, aus 100% italienischem Getreide.
Zutaten für das Original Amatriciana Rezept
Personen: 4
Kochzeit: 30 Minuten
Zubereitungszeit: 10 Minuten
- 500 g Spaghetti bester Qualität
- 125 g Guanciale (Backenspeck), am besten aus Amatrice
- eine Handvoll Pecorino, am besten aus Amatrice, alternativ Pecorino Romano
- 400 g Soßentomaten oder passierte Tomaten
- 1/2 Glas trockener Weißwein
- 1 Peperoncino
- bestes Olivenöl
- Salz
Entdecke weitere Rezepte, die gerne in Rom gekocht werden: Gnocchi alla Romana, Spaghetti Cacio e Pepe oder Spaghetti Carbonara
Zubereitung der Spaghetti all’Amatriciana
Zuallererst setze einen Topf mit Wasser auf, denn Du benötigst kochendes Wasser für die Soßentomaten, die Du zur Vorbereitung auch schon über Kreuz anschlitzen und beiseite legen kannst.
Nun kommt der Backenspeck an die Reihe. Entferne die Haut auf der einen Seite des Stücks, diese kocht sich nicht weich und kaut sich schlecht. Schneide den Rest in kleine Stifte, nicht in Würfel.

Brate die Speckstreifen in der Pfanne mitsamt einem Löffel Olivenöl und einem kleinen Peperoncino darin scharf für ca. 2 Minuten an. Der Speck sollte glasig-durchsichtig werden.

Lösche mit einem halben Glas trockenen Weißwein ab.

Entferne den Speck, lasse die Pfanne mitsamt Saft und Peperoncino stehen. Tropfe den Speck in einem Sieb ab.
Das Wasser für die Tomaten sollte nun kochen. Wenn Du es noch nicht getan hast, schlitze nun jede Tomate an ihrem Ende über Kreuz an und wirf diese für ca. 30 Sekunden ins kochende Wasser. Hole sie heraus, ziehe die nun einfach zu entfernende Haut ab und wirf die Tomaten in die noch vom Speck Anbraten auf dem Herd stehende Pfanne. So bekommst Du schon einmal ein bißchen Geschmack in die Soße. Füge auch einen Schuss Wasser hinzu, damit die Soße nicht anbrennt und lasse sie nun für ca. 10 Minuten kochen.

Setze nun das Wasser für die Pasta auf.
Sind die Tomaten kleingekocht, gieße sie durch ein Sieb, damit Du eine passierte Tomatensoße ohne störende Kerne oder Tomatenstücke erhältst. Auch der Peperoncino wird bei dieser Gelegenheit entfernt, er hat nun schon seinen Geschmack abgegeben. Die aufgefangene Soße kommt nun wieder zurück in die Pfanne, zusammen mit dem Speck. Lasse sie weiter köcheln, salze sie je nach deinem Geschmack.

Koche die Pasta bis sie al dente ist. Nach dem Abgießen kommt sie zurück in den Topf. Wirf eine Handvoll Pecorinokäse in den Topf und vermenge ihn mit der Pasta.
Danach füge die Amatriciana-Soße hinzu und vermische nochmals alles sorgfältig. Serviere sofort.
Wer mag, kann sich noch ein bißchen Pecorinokäse über den eigenen Teller mit der Original Amatriciana streuen.
Buon Appetito!
Immer wieder sehe ich Varianten, in denen der Speck für einige Zeit während der Zubereitung aus der Pfanne genommen wird. Warum? Ein bekanntes Video eines Koches mit Restaurant in Amatrice zeigt beispielsweise, dass er den Speck bewusst in der Pfanne lässt, damit das Aroma während der Kochzeit komplett in die Sauce einziehen kann….
Hallo Tim, danke für deinen Kommentar! Viele Originale werden im Laufe der Zeit abgewandelt (und schmecken natürlich auch ;-)) und dem heutigen Geschmack angepasst. Für Italianisiert.de versuche ich immer die Originale “auszugraben”, was im Falle der Amatriciana auch einfach ist, da tatsächlich ein antikes schriftliches Originalrezept existiert. Genau das findest du hier nachgekocht. Viele Italiener machen z.B. auch gerne Zwiebeln mit hinein, und sogar ein Spitzenkoch wollte es schon mit Knoblauch abwandeln (https://roma.corriere.it/notizie/cronaca/15_febbraio_21/amatriciana-l-aglio-tutti-contro-chef-cracco-scuola-alberghiera-venga-ad-assaggiare-tradizione-66c59830-b9de-11e4-ab78-eaaa5a462975.shtml). Die letztgenannte Variante sorgte damals in Italien für große Empörung 😀
Egal wie, lass es dir schmecken!
Liebe Grüße
Sabine
Man liest auch, dass es zu jener Zeit der Erfindung des Rezepts noch keine Tomaten gab, jedenfalls nicht in der Fülle und diese somit weggelassen wurden. Ebenfalls wurde eher Schweineschmalz statt Olivenöl verwendet.
Lieben Dank für deinen Kommentar, Thomas!
Du hast vollkommen Recht, bis um 1700 herum war die Tomate auch in Amatrice noch nicht bekannt.
Das “Originalrezept”, das heute unter dem Namen “Amatriciana” berühmt und als lokale Spezialität geschützt ist, nutzt schon die Tomate.
Auch die Variante ohne Tomate wird heute übrigens noch von vielen Restaurants angeboten und nennt sich “Gricia”.
Die zwei Varianten werden also heute praktisch als zwei unterschiedliche Rezepte geschätzt.
Viele Grüße,
Sabine
Brava